Landkreis Kelheim wird zum Mittelpunkt autonomer Mobilität
23. März 2021
  • BMVI erteilt Förderungsbescheid: Im Projekt KelRide werden 6 Partner aus Industrie, öffentlicher Hand und Wissenschaft erstmals in Deutschland eine autonome, wetterfeste und in den ÖPNV integrierte Ridepooling Lösung bis 2023 an den Start bringen.
  • Das Projektkonsortium arbeitet an der Weiterentwicklung der Wetterbeständigkeit auto nomer Fahrzeuge und der tiefen Integration in den ÖPNV, um die Effizienz und das Kundenerlebnis mit hochautomatisierten Fahrzeugen zu verbessern. Die Region wird zum Zukunftsmodell für weitere Städte und Kommunen.

Berlin/Kelheim, 23. März 2021 
Mit der Übergabe des Förderbescheids am 22. März 2021 startet das Forschungs- und Entwicklungsprojekt KelRide nun offiziell. Mit dem neuen Projekt KelRide wird das autonome Fahren im Landkreis Kelheim weiterentwickelt. Ziel des Projekts ist die Einführung eines autonomen On-Demand Ridepooling-Dienstes, der direkt in das öffentliche Verkehrsnetz integriert wird und unter allen Wetterbedingungen betrieben werden kann.
Dazu wird ein bedarfsgerechter Ridepooling-Dienst für den Landkreis etabliert, der mit elektrischen und hochautomatisierten Shuttles arbeitet. Der Dienst wird Teil des ÖPNV im Landkreis Kelheim und auf einer Plattform betrieben, die die branchenführenden Technologien und Erfahrungen der Konsortialpartner in den Bereichen autonome Fahrzeuge, Flottenmanagement und On-Demand Mobilität in einer modernen Mobilitätslösung integriert.
Zudem sollen im Projekt die Planungs- und Prüfprozesse für die zukünftige Begutachtung neuartiger hochautomatisierter Fahrzeuge für den Einsatz im Realbetrieb ab 2023 erarbeitet werden.

Status Quo des autonomen Fahrens

Das Projekt KelRide geht zwei der größten Hürden des autonomen Fahrens an: die Fähigkeit von hochautomatisierten Fahrzeugen unter allen Wetterbedingungen sicher zu operieren und die effiziente Integration automatisierter Mobilität in das ÖPNV-Netzwerk.
Derzeit schränken widrige Wetterbedingungen, wie z.B. starker Schneefall, Regen oder Nebel, hochautomatisierte Mobilitätsangebote noch stark ein. Die hierdurch verursachte Einschränkung in der Verfügbarkeit des Mobilitätsangebotes wird als eine der letzten verbleibenden Herausforderungen angesehen. Das Projekt KelRide wird erstmals die Frage beantworten, inwieweit durch den Einsatz bereits heute verfügbarer Sensortechnologien und hierauf noch zu adaptierender Softwarelösungen zur Fahrzeugsteuerung und zum intelligenten Flottenmanagement eine Allwettertauglichkeit in typischen mitteleuropäischen Wetterverhältnissen erreicht werden kann und diese konsequente Systemarchitektur in Kelheim zum Einsatz bringen. Darüber hinaus werden mit dem Projekt KelRide erstmals in Deutschland hochautomatisierte Fahrzeuge on-demand als moderne Form des ÖPNV intermodal buchbar sein. Bisher wird diese Art von Fahrzeugen üblicherweise in einem Linienbetrieb auf einer festgelegten Route betrieben, während hier ein flächendeckender Betrieb mit dynamisch optimierter Routenführung implementiert wird, der verschiedenste Fahrtzwecke abdecken kann.

Über das Projekt KelRide

Das Projekt KelRide läuft bis Ende 2023 und wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen des Aktionsplans „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität“ mit insgesamt rund 10,9 Millionen Euro gefördert. Die Projektträgerschaft übernimmt die Bundesanstalt für Verwaltungsaufgaben (BAV).

Starke Partner aus Industrie, Landkreis und Forschung

„Zusammen mit starken Partnern werden wir im Landkreis Kelheim die Entwicklung einer hochmodernen Technologie für eine zukunftsweisende öffentliche Verkehrsform vorantreiben. Die Erkenntnisse, die wir aus „KelRide“ gewinnen, dienen als möglicher Lösungsansatz für vergleichbare Mobilitätssysteme in anderen Gebieten, um die regionale Erreichbarkeit der Bevölkerung nachhaltig zu sichern.“ bemerkt Landrat Martin Neumeyer. Der Landkreis Kelheim unterstützt bei der Entwicklung der Use Case-Definition und begleitet das Setup sowie die Durchführung des Probebetriebs. Die Bedarfe im Landkreis Kelheim liegen dabei einerseits in der Optimierung des ÖPNV und in der Erstellung zusätzlicher, zielgruppenspezifischer Angebote und andererseits in einer Reduzierung des herkömmlichen motorisierten Individualverkehrs.

Die Unternehmensberatung P3 Group unterstützt dabei, indem sie anhand ihrer Projektmanagementkompetenz und gesamtheitlichen Organisation den pünktlichen Ablauf und nachhaltigen Projekterfolg sichert. Zudem fließt die Expertise der Berater in die Berechnung des Business Case sowie in die Ausarbeitung des Verwertungskonzeptes als Skalierung auf weitere Kommunen ein. „Für die P3 group als auf Mobilität der Zukunft und deren Technologie spezialisierte Unternehmensberatung stellt „KelRide“ ein hochspannendes Projekt dar. Wir glauben, dass das sehr durchdachte Grundprinzip von „KelRide“ als skalierbare Blaupause für eine Vielzahl von Städten und Landkreisen deutschlandweit dienen kann.“, sagt Marco Dargel, Partner Autonomes Fahren.
Das Fachgebiet Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der Technischen Universität Berlin simuliert das Mobilitätsverhalten im Landkreis Kelheim und untersucht modellgestützt die Wirkungen der verschiedenen Shuttle-Konzepte unter Einsatz der agenten-basierte Verkehrssimulation MATSim (Multi-Agent Transport Simulation).

Via, der führende Anbieter von On-Demand ÖPNV-Lösungen, wird die Buchung, das Routing, die Zuweisung von Passagieren und Fahrzeugen, das Kundenerlebnis und das Flottenmanagement als Teil einer neuartigen Mobilitätslösung für die tiefgehende Integration autonomer und hochautomatisierter Fahrzeuge in den öffentlichen Nahverkehr optimieren. Via hat bereits umfassende Erfahrung mit der Nutzung der eigenen Technologieplattform zur Integration von autonomen Fahrzeugen in bedarfsgerechte ÖPNV-Angebote.

“Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit unseren Partnern und aufbauend auf unserer Via-Technologieplattform ein in Deutschland einzigartiges Innovationsprojekt auf die Straße zu bringen, welches verspricht, wegweisend für eine neue Generation von hochflexiblen, autonomen ÖPNV-Verkehren zu werden”, sagt Valerie von der Tann, Via Geschäftsführerin Deutschland. “Besonders für Kommunen im ländlichen Raum werden bedarfsgerechte autonome On-Demand-Verkehre im Rahmen des ÖPNVs eine große Chance darstellen, den Zugang zu Mobilität radikal zu verbessern und im wahrsten Sinne des Wortes den Anschluss zu sichern.”

Das Technologieunternehmen EasyMile stellt dafür seine innovativen EZ10 Shuttles zur Verfügung, als auch seine Expertise im Gebiet der Automatisierung von Plattformen, um gemeinsam mit den Konsortialpartnern die Technologie autonomer Fahrzeuge weiterzuentwickeln. “Allwettertauglichkeit ist nach wie vor eine Hürde, die autonome Fahrzeuge nehmen müssen. Die Weiterentwicklung unserer einzigartigen Technologie ermöglicht die nötige Zuverlässigkeit, mit der autonome Mobilitätskonzepte zu einer rentablen Erweiterung des ÖPNV werden, um so einen echten Service zu bieten. Wir sind sehr stolz darauf, an so einem bedeutsamen Projekt teilzuhaben.”, sagt Gilbert Gagnaire, Gründer und CEO von EasyMile.

TÜV Rheinland erforscht und erprobt Methoden und Prozesse für die Prüfbarkeit des Systems, führt alle für die geplante Straßenzulassung erforderlichen Tests durch und unterstützt bei der Kommunikation mit den Genehmigungsbehörden. „Da für uns das Motto „Vision Zero“ Programm ist, bringen wir gerne unsere langjährige Erfahrung mit hochautomatisierten Systemen und die wachsende Kompetenz innerhalb von KI-Anwendungen in zukunftsweisende Vorhaben wie das KelRide Projekt ein.“, so Dr.-Ing. Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender der TÜV Rheinland AG.